Die Stimme ölen: Tipps eines Hörbuchsprechers

Die Stimme ölen klingt zunächst einmal lustig. Aber gerade Hörbuchsprecher*innen kennen das: Die Stimme ist total gereizt und über-strapaziert. Geht auch mir oft so, wenn ich stundenlange Hörbücher vertone. Kürzlich habe ich in der Apotheke rein zufällig für genau diese Problematik ein Stimmen-Öl gefunden und dies auch schon in unserer Hörbuchsprecher Community auf Skool diskutiert.

Heute will ich also mit euch über die Pflege und Vorbereitung unserer wichtigsten Waffe als Hörbuchsprecher zu sprechen – unsere Stimme. Wir müssen sie alle pflegen, aber wie genau können wir sie vorbereiten und “ölen”, um in Bestform zu sein?

Die Anatomie unserer Stimme: Ein Blick ins Innere vor dem Stimme ölen

Auf der Luftröhre sitzt der Ringknorpel (Cartilago cricoidea), auf dem wiederum die Stellknorpel oder Aryknorpel (Cartilagines arytaenoidea) ruhen. Diese kleinen, aber wichtigen Knorpel spielen eine entscheidende Rolle für unsere Tongebung. Durch die Bewegungen der inneren Kehlkopfmuskulatur können sie die Stimmbänder oder Stimmlippen öffnen und schließen. Am einen Ende sind sie an den Stellknorpeln befestigt, am anderen Ende am Schildknorpel (Cartilago thyroidea), unserem größten Kehlkopfknorpel, der auch von außen ertastbar ist. Der markante Teil des Schildknorpels, den wir als Adamsapfel (Prominentia laryngea) kennen, ist für viele von uns vertraut.

Der Kehldeckel hat eine wichtige Schutzfunktion. Beim Schlucken verschließt er den Kehlkopf und damit auch die Luftröhre, um zu verhindern, dass wir versehentlich Nahrungsteile einatmen.

Probiere es selber aus: Wenn du sanft deine Hand an deinen Hals legst und schluckst, kannst du die Bewegung spüren, wie sich dein Kehlkopf dabei leicht senkt.

Tipps zur Stimmpflege:

  • Trinken von stillem Wasser und Tee: Diese Flüssigkeiten, am besten in Zimmertemperatur, wirken wie ein “Öl” für unsere Stimme. Sie halten sie geschmeidig und bereit für jede Herausforderung.
  • Vermeidung von kalten Getränken: Diese können die Stimmbänder reizen und zu unerwünschter Anspannung führen. Vor dem Gesangstraining oder einem Auftritt ist es besser, auf kalte Getränke wie Eiswasser zu verzichten.
  • Verzicht auf bestimmte Getränke vor dem Singen: Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke, Milch und zuckerhaltige Getränke können dazu führen, dass sich Schleim bildet oder die Stimmbänder austrocknen. Es ist ratsam, diese direkt vor einer Aufnahme oder einem Auftritt zu vermeiden.

Die Stimme ölen?

In den letzten Tagen habe ich wie oben schon erwähnt ein interessantes Öl für die Stimme in der Apotheke gefunden. Es ist speziell für Sprecherinnen und Sprecher entwickelt worden, um die Stimme zu pflegen und zu stärken. Wenn es im Hals brennt oder kratzt, kann Heiserkeit die Folge sein – das Resultat einer Überlastung der Stimmbänder. Ich habe dieses besagte Öl in meinen Hals gesprüht – und ich muss sagen: Es wirkt, es ist angenehm.

Betroffen sind vor allem Sänger oder Vielredner oder eben Hörbuchsprecher*innen wir wir, die zudem in Räumen mit trockener Luft gegen eine Geräuschkulisse ansprechen.Die Stimme ölen kann da eine Wunderwaffe sein.

Das Problem: Die Stimmlippen schlagen aneinander, röten sich und die Schleimhäute schwellen an. Ein Verschluss der Stimmlippen ist dann nicht mehr richtig möglich. Die Stimme ist heißer, hauchend oder rasselnd. Wer dann gegen den unüblichen quälenden Ton anspricht, riskiert ein weiteres Anschwellen der Schleimhaut.

Betroffene sollten nun ein Sprechverbot beachten.

Die Stimmlippen können sich dann von der Überlastung wieder erholen. Entspannung, die richtige Atem- und Stimmtechnik sowie eine ausreichende Befeuchtung können den Erholungsprozess unterstützen. Wer sich keine Auszeit nimmt, riskiert beispielsweise kleine Knötchen, die im schlimmsten Fall operativ entfernt werden müssen.

In der Apotheke sind zahlreiche Präparate gegen Heiserkeit erhältlich.

Oberste Priorität haben dennoch Sprechpause und Stimmtraining, auch Räuspern und Flüstern sind tabu. Wer sich räuspert, um Schleim abzutransportieren, verstärkt die Beschwerden: Denn prallen die Stimmlippen aneinander, entsteht eine Reibung der Schleimhäute, die zu Druck- und Reibestellen führen kann. Flüstern verursacht zwar leise Töne, aber schont die Stimme nicht. Im Gegenteil – die Stimmlippen müssen mehr Kraft aufwenden, um einen Ton herauszubringen.

Statt Stimme ölen können auch unterstützend Gurgellösungen angewendet werden. Geeignet ist zum Beispiel das Gurgeln mit Salz oder Salbeitee. Gurgeln kann die Stimmlippen entspannen, wirkt befeuchtend und durchblutend. Heilerde kann als Umschlag eingesetzt werden, um Heiserkeit zu mindern. Dazu werden etwa fünf Esslöffel Heilerde in fünf Teelöffel Wasser zu einer breiartigen Konsistenz verarbeitet und dann auf den Hals in Stimmlippenhöhe aufgetragen und mit Tuch und Schal umwickelt. Bei einer dreimal täglichen Anwendung kann die Entzündung vermindert werden.

Einfacher und für die Anwendung unterwegs können Lutschtabletten eingesetzt werden.

Bewährt hat sich zum Beispiel der Hydrogel-Komplex mit Hyaluronsäure (Gelorevoice, Pohl Boskamp). Präparate sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Hyaluronsäure kommt im menschlichen Körper natürlich vor und soll Flüssigkeit speichern. Werden die Tabletten gelutscht, entsteht ein Gel, das sich schützend als Film über die Schleimhaut legt. Reizungen wird vorgebeugt und die Abheilung von Entzündungen gefördert – Heiserkeit verschwindet. Der Schutzfilm bleibt etwa für eine Stunde bestehen. Der Brauseeffekt der Lutschtabletten sorgt zusätzlich für einen vermehrten Speichelfluss.

Pastillen mit isländisch Moos (Isla Moos, Engelhard) sollen mit Pflanzenkraft Hustenreiz und Heiserkeit lindern, gereizte Schleimhäute regenerieren und beanspruchte Stimmbänder pflegen. Die Schleimstoffe der Flechte legen sich ebenfalls wie eine Schutzschicht über die gereizte Schleimhaut. Das hilft auch ähnlich wie das Stimme ölen .

Das gleiche Wirkprinzip verfolgt auch Ipalat (Dr. Pfelger), die Pastillen mit Primelwurzel, Anis Fenchel und Honig sollen Balsam für die gereizten Schleimhäute sein und einen befeuchtenden Effekt haben. Die Schleimhäute können unter dem Film der Pastille abheilen.

Sänger schwören auch auf Wybert-Pastillen (Wepa), die Süßholz-haltigen Lutschpastillen sollen ebenfalls die Schleimhäute pflegen, Infektionen im Hals-, Rachenraum und Heiserkeit vorbeugen. Emser Pastillen (Siemens) mit dem befeuchtenden Emser-Salz können auch eine Geheimwaffe gegen Heiserkeit sein.

Mein ganz persönliches Fazit: Habe ich meine Stimme geölt?

Ja! Das habe ich. Das hier ist auch kein Werbeartikel, weil ich das Produkt nicht nenne. Ich habe tatsächlich bei meinem Streben nach einer klaren und kraftvollen Stimme als Hörbuchsprecher viel ausprobiert: Tees, Honig, Lutschtabletten und und und.

Das Öl für die Stimme, das ich in der Apotheke gefunden habe, hat sich jedoch wirklich als wahrer Schatz erwiesen. Es hat mir geholfen, meine Stimme zu beruhigen und zu stärken, besonders wenn sie überstrapaziert oder gereizt war. Das Öl zu sprühen ist angenehm. Belebt. Zumindest mich – ich kann nicht für jede Gurgel hier sprechen 🙂

Vielleicht sind aber für den ein oder anderen gute Tipps dabei zum Stimme ölen.

Denn es ist egal, ob es um Gurgellösungen, Lutschtabletten oder Umschläge geht – die richtige Pflege und Aufmerksamkeit für unsere Stimme ist von unschätzbarem Wert. Ich sah auch schon viele Sänger*innen mit leichtem Seidenschal um den Hals herumlaufen. Viele haben auch Magen-Grummeln inmitten der Aufnahmen, weil sie die oben genannten Tipps nicht beachtet haben. So oder so :

Als Sprecher müssen wir unsere Stimme wie ein kostbares Instrument behandeln, das sie nun einmal ist. Eine Kombination aus Ruhe, richtiger Technik und unterstützenden Mitteln kann Wunder wirken, um Heiserkeit vorzubeugen oder sie zu lindern.

Also lasst uns achtsam sein und auf unsere Stimme hören – sie ist unser wichtigstes Werkzeug im Reich der Worte.

Demnach: Immer schön die Stimme ölen! Schönen Sonntag, Euer Christian Gera

PS: Hast Du noch weitere Fragen zu Deiner Stimme oder zu Deiner Hörbuchsprecher-Ausbildung? Dann kontaktiere mich bitte. Auch dieses Thema hier entstand aufgrund unseres schönen Austausches in unserer Hörbuchsprecher Community.

Bild von Steve Buissinne auf Pixabay

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